Jan Sudeck

In Jan Sudecks Bildwelt wird der Gegenstand ad absurdum geführt. Es gibt zwar ein räumliches Netz von mehr oder weniger abstrakten Beziehungen, aber keinerlei thematische Anhaltspunkte oder narrative Vorkommnisse. Allein Farbe und Rhythmik der horizontalen oder vertikalen Streifenbilder sollen Empfindungen auslösen, Ideen provozieren. Um dem Phänomen Farbe ohne inhaltliche Bezüge größtmögliche Wirkung und Ausdruck zu verleihen, nutzt Jan Sudeck die auf einer geometrischen Grundform basierenden Farbstreifen, die in ihrer Symmetrie und chromatischen Verschränkung die Bildfläche ohne Hierarchie durchorganisieren. Sowohl im Spektrum farblich ineinander übergehender Zusammenklänge als auch im kontrastreichen, die gegenseitige Steigerung forcierenden Miteinander pastos aufgetragener, intensiv leuchtender Farben betont er deren physische Präsenz, die sich in den Spuren energischer Pinselschwünge prozesshaft manifestiert, reliefartig schichtet und überlagert und die sich in der Interaktion als eigenständige, nicht zweckgebundene Ausdrucksform erweist. Neben den geometrisierten Formen und der Staffelung in einer flachen Räumlichkeit, gestaltet Sudeck mit abgewandeltem Motivrepertoire abstrakte Kompositionen, die sich in verwirrender perspektivischer Dynamik vor monochromem Bildgründen entfalten. Als Grundlage dienen ihm hierzu Strukturen, deren Anordnung dem MIKADO nicht unähnlich spielerisch verändert werden, um im offenen System neue Wahrnehmungen zu provozieren, um Sehen und Bewusstsein formal wie inhaltlich zu transformieren und neu zu positionieren. (Text: Herbert Schirmer)


Jan Sudeck, 1961 geboren in Lübeck | 1985 - 92 Studium der Malerei in Karslruhe und Berlin | 1994 Auslandsstipendium Italien | 1995 freischaffend und Umzug nach Berlin | 2012 Atelier Lüdersdorf