Roland Nicolaus

Er hebelt das Rationale aus. Roland Nikolaus entzieht der Normalität den Boden unter den Füßen, in dem er auf verwirrende und erfindungsreiche Weise surreale Begebenheiten in naturalistischen Landschaften mit üppiger bis schriller Farbigkeit verortet. Der Hyperrealismus des Ausdrucks und die geisterhafte Präsenz der Figuren, die in veristischer Schärfe wiedergegeben sind, steigern so ein höchst irdisches Zusammentreffen des Kriegsgottes Mars mit der Liebesgöttin Venus ins Traumhaft-Irrationale. Während der Betrachter eine verwirrende Konfrontation mit einer visuellen Inszenierung erlebt, wird er in ein phantastisches Bildgeschehen hineingezogen. Umgehend wird der am absurden Alltagsleben geschulte Blick mit der Wiedererkennung von Bildern aus den Massenmedien verbunden und sei es nur, um das Rätsel zu bestätigen, dass es nichts zu enträtseln gibt. Oder doch? Ein anderer Schauplatz unbewusster Vorgänge und absichtsvoller Arrangements findet sich mit der Darstellung der „Aktivistinnen“, wo puppenhafte Grazien in Nahsicht in einem Kornfeld für die Segnungen der grünen Energiewende posieren. Hybride Wesen aus der Typenwerkstatt Germania, Model und Superstar dominieren ohne Anzeichen von lebendiger Individualität oder innerer Beteiligung den malerischen Illusionsraum. Pflanzliches, Dingliches, Menschliches und Gesellschaftspolitisches gehen dabei vielsagende symbiotische Bindungen ein. Zwischen präzise gemaltem deutschem Boxer, akkuraten Windrädern und flatterndem Heiligen Geist ist viel Raum für intellektuelle Ironie, für Gesellschaftskritik, aber auch für Allegorisches, das den surrealen Gehalt potenziert. (Text: Herbert Schirmer)


Roland Nicolaus, 1954 in Berlin geboren | 1977-1983 Studium an der Burg Giebichenstein und an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee | 1983 Diplom im Fachbereich Malerei | 1986-1989 Meisterschüler der Deutschen Akademie der Künste 1991-2000 Lehraufträge für Malerei an der Humboldt-Universität und an der UdK Berlin.