Annelie Grund

Glas ermöglicht jede Form der Wahrnehmung. Es ist einer der ältesten und zugleich faszinierendsten Werkstoffe der Zivilisation, dem Annelie Grund im komplexen Zusammenspiel von Werkstoff, Licht, Form und Farbe Gestalt und poetischen Ausdruck verleiht. Licht in kristallinen Brechungen, modifizierte Transparenz, zart geätzte Flächen und leuchtend farbige Hintergründe und Einlagen bestimmen so das Spektrum ihrer Glasarbeiten. Dabei orientiert sie sich zunächst an jenem dem Glas innewohnenden Gegensatz von Härte und Zerbrechlichkeit, schließt die Durchsichtigkeit als wesentliche Eigenschaft des Werkstoffes ein und baut auf Lichtreflexe im Innern und auf der Oberfläche ihrer Objekte. Dank ausdifferenzierter optischer Effekte und einer glitzernd und leuchtend differenzierten Lichtorganisation entstehen immer wieder neue ästhetische Zusammenhänge und visuelle Verbindungen, die für das Unsichtbare, das Verborgene stehen. Das Zufällige mischt sich unter das wohl Kalkulierte und hält am Ende Unvorhersehbares bereit. Ohnehin befördert die Auflösung der Form in Farb- und Lichtwerte den Wechsel zum Transzendenten und schafft, mit der Verbindung von Innen und Außenräumen, die Verbindung von Glas und christlicher Symbolik. In der Gestaltung von Kirchenfenstern fließen existenzielle Erfahrungen, Weltbilder und Phänomene ebenso ein wie sich elementare Vitalität als Spannungsherd und als Ausdruck von Urkraft der Welt manifestiert. (Text: Herbert Schirmer)


Annelie Grund, 1953 in Berlin | 1976 Diplom Kunsterziehung / Germanistik in Berlin | 1983 Meisterbrief als Glasmalerin | seit 1979 freischaffend in eigenem Atelier tätig | zahlreiche Arbeiten im öffentlichen Raum | Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In-und Ausland