Ambra Brigazzi
Sie ist eine interdisziplinär arbeitende Künstlerin, die tradierte Lebensmuster wie das Gefangensein in der weiblichen Geschlechterrolle durch radikale Infragestellungen aufmischt. In multimedialen Inszenierungen verbindet sie verschiedene künstlerische Medien wie Skulptur, Malerei, Zeichnung und Video zu einer Synthese mit facettenreichen Bestandteilen. Neben den Medien kommen dabei unterschiedliche Ausdrucksformen zum Einsatz, die als Dialog in Gegensätze oder Zusammenhänge gebracht werden, um die komplex erscheinende und zunehmend disparate Wirklichkeit auf den Prüfstand zu bringen. Ambra Brigazzi mobilisiert aber nicht nur kritisches Bewusstsein gegenüber krisenhaften Zuständen, die sich wie selbstverständlich im Alltag manifestieren, sie erstellt Sinnbilder über die Sinnlosigkeit vertanen Daseins, das sie in seiner Endlichkeit, wie in der Installation mit drei Pappsärgen in einem verschlissenen Altarraum, auf symbolische Weise markiert. Weil im privaten Fokus das Allgemeine signifikanter zu verdeutlichen ist und soziale Missstände gezielter gebrandmarkt werden können, hinterfragt sie gegenwärtige Weltsichten, gesellschaftliche Rituale, eingeschliffene Verhaltensmuster und treibt letztlich ein ironisches Spiel mit dem every-thing goes. Dabei belässt sie es nicht bei provokativer Inhaltlichkeit, sondern sucht formal nach unorthodoxen, experimentellen Entsprechungen dafür. Dabei kommt es zu Neubesetzung von Räumen und deren Umbewertung, zu szenischen Fragmenten, die keinen vordergründig erzählerischen Zusammenhang ergeben, außer dass sie den Zustand der Gesellschaft spiegeln. (Text: Herbert Schirmer)
Ambra Brigazzi, 1977 in Rom geboren | 1999 Umzug nach Berlin | 2004-2011 Studium und Meisterschüler-Abschluss an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee | seit 2006 Wohn- und Atelier Birkholzaue/ Bernau bei Berlin | seit 2011 freischaffend als Malerin, Bildhauerin und Konzeptkünstlerin in Berlin, Bernau und Rom | seit 2012 Kunst Erzieherin bzw. Lehrerin