Stefanie Blueaquin

In den Figurenbildern von Stefanie Blueaquin sind meist Großstadthelden auszumachen, die sie auf der Straße, in Cafes oder Szenetreffs beobachtet. Bei den mit schonungsloser Schärfe Porträtierten geht es um sachliche, präzise bis ins Detail reichende und begrenzt emotional engagierte, gleichwohl verstörende Darstellung, die auf komplexe wie differenzierte Wahrnehmung zielt. In ihrer reflektierten Überzeichnung und dem nicht näher bezeichneten Umfeld nehmen sich die Paradiesvögel in ihrer physiognomischen Vergegenwärtigung und der psychologischen Inhaltlichkeit der Gesichter schon seltsam aus. So intensiv und realistisch, wie Blueaquin sie auf die Leinwand bringt, wo sie fremd und isoliert vor monochromen Hintergründen posieren oder kommunikationslos in Gruppen abhängen, erscheinen sie vertraut, irritierend und befremdend zugleich. Über Gruppenzwänge hinaus artikuliert sich hier mit Resignation, Gleichgültigkeit und Enttäuschung jene Gefühlsmelange, aus der die kampflose Ablehnung bestehender Verhältnisse gestrickt ist. Mit der Materialisierung ihrer Protagonisten gibt Blueaquin auf der Leinwand Auskunft über Herkunft, Charakter und soziale Psyche. Darüber hinaus verleiht sie mit zeitimmanenten Fragen nach Sinnerfüllung ihren Darstellungen eine aktuelle Dimension. Diese vermittelt eine Ahnung davon, was sich hinter der oft schrillen Fassade, die nicht nur Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe signalisiert, sondern in der farben- und lebensfrohen Kostümierung auch Melancholie, Aufgehobenheit und Schutz vor den Entwurzelungen des schnöden Alltags garantiert, vor sich geht. (Text: Herbert Schirmer)


Stefanie Blueaquin, 1967 in Bernau bei Berlin geboren | aufgewachsen in Berlin | 1983-89 Abendstudium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Malerei und Grafik | 1989- 95 Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Abschluss als Diplom- Modedesignerin | seit 1995 freiberufliche Kunstmalerin